Josef Schulz: Spectrum.
Architektur. Landschaft. Fotografie.
23.8.2020–17.1.2021

Grenzgebäude ohne Grenzverkehr, Tankstellen ohne Leuchtreklamen und Zapfsäulen, zeitgenössische Zweckarchitekturen als anonyme Skulpturen: Der 1966 geborene Fotokünstler Josef Schulz zeigt in seinen Serien Architektur-Räume voll spröder Poesie.

»formen«, »sachliches« oder »Poststructure« als Titel seiner über jeweils lange Zeiträume entstehenden Serien zeigen sein Interesse an Strukturen, das er als Schüler von Bernd Becher ab 1999 und als Meisterschüler bei Thomas Ruff bis 2001 an der Kunstakademie Düsseldorf entwickelte.

Seine modernen Ruinen, ihrer Funktion enthoben, ihrer Beschilderung durch digitale Bearbeitung verlustig gegangen, entfalten in ihrer Dekontextualisierung eine intensive und zugleich melancholische Schönheit. Zugleich lassen sie eine Verbindung zur Malerei der Neuen Sachlichkeit wie auch zur Farbfeldmalerei aufscheinen. Ein strahlend gelbes Silo, befreit von Schmutz, Beschriftung und Landschaftsmerkmalen, erinnert an die altmeisterlich-brillante, neu-sachliche Malerei eines Carl Grossberg. Drei ineinander verschachtelte rote Industriehallen wiederum verschmelzen zu einem geradezu abstrakten Farbfeld. Seine 2009 realisierte Serie »Sign Out« als Reaktion auf die Wirtschaftskrise in Teilen der USA entleert großformatige Werbetafeln, die als Wegmarken vor allem in den Industriegebieten und Vororten allgegenwärtig sind, ihres Inhalts und macht sie zu Vorboten des gesellschaftlichen Niedergangs.

50 großformatige Werke gaben erstmals einen Gesamtüberblick über das fotografische Schaffen des Künstlers, der sowohl in Deutschland als auch u. a. in Israel und China produzierte und ausstellte.

 

Parallel wurden in drei Kabinetten Werke des Namensgebers des Kunstforums, Hermann Stenner, gezeigt.

 

Flyer
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Katalog
Josef Schulz: Spectrum. Die Fremdheit des Vertrauten. Architektur. Landschaft. Fotografie. Mit Beiträgen von Christiane Heuwinkel und Barbara Hofmann-Johnson, 96 Seiten, 23 × 15 cm, ISBN 978-3-00-066157-0, 12,90 €, erhältlich in unserem Museumsshop oder hier bestellbar.

 

Pressestimmen
Farbgewaltige Emanzipationen (Bettina Maria Brosowsky, taz, 25.8.2020)
»Ihm widmet das Kunstforum Hermann Stenner in Bielefeld derzeit eine üppige Einzelausstellung mit rund 50, erwartungsgemäß großformatigen und farbintensiven Arbeiten, die systematisch mit seinem frühen Werkkomplex ›Formen‹, ab 2001, beginnt, durch nachfolgende Reihen streift, um mit einer für die Ausstellung erstellten Reprise, der ›Form # 25‹, zu enden.«

Die Kunst des Weglassens (Axel Botur, top magazin Bielefeld | OWL, 30.9.2020)
»Diese Ausstellung ist das größte Experiment in der noch jungen Geschichte des Kunstforums Hermann Stenner in Bielefeld: Kann man in der kabinettartigen Raumstruktur der klassizistischen Villa auch Fotografie zeigen? Noch dazu, wenn sie zeitgenössische Zweckarchitekturen zum Thema hat und auf Großformaten präsentiert wird? dass man darauf mit einem so deutlichen Ja antworten kann, lässt erahnen, was künftig in diesem Haus noch alles möglich ist.«

Der schöne Schein – Josef Schulz (Julia Stellmann, Das schwarze Quadrat, 29.10.2020)
»Das 2019 eröffnete Kunstforum Hermann Stenner in der klassizistischen ehemaligen Villa Weber in Bielefeld präsentiert sich mit der Ausstellung ›Josef Schulz: Spectrum. Architektur. Landschaft. Fotografie‹ auf neuartige Weise, indem nun nach Klassischer Moderne und Bauhaus der Fokus auf zeitgenössische Fotografie gelegt wird.«

Fremdheit des Vertrauten (Kristina Tieke, artline NORD, IV 2020, 6.11.2020)
»In den gediegenen Kabinetten und Sälen des Kunstforums, das 2019 in einer klassizistischen Villa gegenüber der Kunsthalle Bielefeld und dem Kunstverein eröffnet wurde, entfalten die minimalistischen Werke ihren maximal spröden Reiz.«

 

Abbildung: Josef Schulz: Form #7 (Detail), 2003, C-Print, 120 × 150 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020