Profil

Das Kunstforum Hermann Stenner lädt zur offenen Begegnung mit der bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ein. Ausgangspunkt dafür ist der in Bielefeld geborene Künstler Hermann Stenner (1891–1914) als Vertreter der Klassischen Moderne. Vor diesem Hintergrund öffnet sich das Haus seinen Lehrern, Studienkolleg:innen und auch nachfolgenden Künstlergenerationen bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Das Kunstforum Hermann Stenner bildet gemeinsam mit der Kunsthalle und dem Kunstverein im Waldhof das Bielefelder Kunst-Dreieck, einen impulsgebenden Bestandteil der vielschichtigen, pulsierenden Kulturszene der Stadt. Gemeinsam mit vielen anderen Kunst-, Kultur- und Bildungspartner:innen ist es ein wesentlicher Faktor für attraktives Stadtleben.

Es versteht sich auch als Ort des Lernens sowie als Forum für vielfältigen Austausch. Seine Aufgaben umfassen die Präsentation, die Vermittlung und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den künstlerischen Inhalten. Ziel ist es, Interesse für Kunst zu wecken, Historie und Gegenwart in Beziehung zu setzen und zur kulturellen Identität Bielefelds beizutragen. Die Wurzeln des Kunstforums Hermann Stenner liegen im bürgerlichen Engagement in der Tradition des Bielefelder Museumswesens. Es ist offen für Kooperationen mit Kunst-, Kultur- und Bildungspartner:innen.

Seit dem 21. April 2021 lädt eine leuchtendrote Bank als Kontrapunkt zur klassizistisch-eleganten Architektur der ehemaligen Villa Weber auf der Rasenfläche vor dem Kunstforum Hermann Stenner ein, Platz zu nehmen und ein Werk des deutsch-dänischen Künstlers Jeppe Hein (*1974) zu be-sitzen. Die Goldbeck Stiftung erwarb die Skulptur, um ein künstlerisches Wahrzeichen für das Kunstforum zu setzen, das der Idee des Forums als eines Raums für Ideen und Austausch Rechnung trägt. Erstmals ausgestellt wurde die Serie der 15 »Modified Social Benches NY« 2015 im Brooklyn Bridge Park, New York. Inspiriert von klassischen Garten- und Parkbänken transformierte der Künstler sie zu spielerischen Objekten, die sich wölben, verbiegen, schlängeln und damit vorschlagen, neue Formen des Sitzens auszuprobieren, miteinander ins Gespräch zu kommen und über Nähe und Distanz der Menschen im öffentlichen Raum nachzudenken.

 

Architektur

Die prägnante Villa mit ihrer klassizistischen Schauseite wurde 1836 im Auftrag des Kaufmanns Karl August Weber (1796–1872), Mitinhaber des Unternehmens »Weber, Laer & Niemann«, als repräsentatives Wohnhaus vor den damaligen Toren der Stadt und vor dem Wallgraben, der die historische Stadtfläche umgab, erbaut. Die Räume waren für damalige Verhältnisse großzügig zugeschnitten. Im Zentrum lag das repräsentative Treppenhaus, das in die sogenannte Beletage, das edel gestaltete Wohngeschoss, führte. Der Architekt war vermutlich ein Schüler des bedeutenden deutschen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781–1841).

Nach einigen Eigentümerwechseln erwarb die Handwerkskammer 1930 das Gebäude. Es wurde um einen Anbau nach Entwurf des Architekten Bernhard Kramer (1869–1953) erweitert, der sich stilistisch an den Klassizismus anlehnte, obwohl damals andere Gestaltungsprinzipien modern waren. Durch ein Feuer, ausgelöst von einem Luftangriff, wurde das Gebäude 1944 zu einem Großteil (rund 75%) zerstört, die Bausubstanz blieb jedoch weitgehend erhalten. Bereits beim Wiederaufbau wurde auf die Erhaltung des klassizistischen Erscheinungsbilds geachtet, gleichwohl sollte die Außenfassade erst 1984 unter Denkmalschutz gestellt werden.

1967/68 wurde ein weiterer Anbau im typischen Stil der 1960er-Jahre nach Entwurf des Architekten Hellmut Streich (1929–1993) realisiert und bildete einen starken Bruch zu dem historischen Gebäudeteil samt Anbau.

Nachdem die Handwerkskammer 2015 aus dem Gebäude ausgezogen war, kaufte die Goldbeck Stiftung das Haus, um es als Ausstellungshaus der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Der Anbau von 1967/68 wurde abgerissen, gleichzeitig entstand ein neuer Anbau, die heutige Founders Foundation. Die Mieteinnahmen unterstützen den Betrieb des Kunstforum Hermann Stenner. Das historische Gebäude von 1836 und dessen Ergänzung von 1930 wurden nach Entwürfen von Susanne Crayen + Partner von der Abteilung Bauen im Bestand des Unternehmens Goldbeck zu einem Ausstellungshaus umgebaut, das am 20. Januar 2019 eröffnete.